resonanzraeume:resonanzraum_25-014
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- | ==== Zimmer | + | ==== Zimmer |
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- | Sie wohnen in derselben | + | |
- | Martin lebt am Hang über der Donau, seine Eltern haben eine Pension mit Ausblick auf die Hügel | + | In einer kleinen |
- | Martin glaubt, dass sein Land sich schützen muss. Dass Grenzen stark sein müssen. Dass „die da oben“ | + | |
- | Jana glaubt, dass ihr Land offener sein sollte. Dass niemand alleine weiterkommt. Dass „die da oben“ nicht hören, was unten gesagt wird. | + | Tamás arbeitet als Archivar im Stadtmuseum: alte Karten, staubige Bücher, Geschichten, |
- | Sie kannten einander. Lange her. In der Schule haben sie sich nicht gemocht. Zuerst. Jana fand Martin überheblich. Martin fand Jana laut. Ihre Hände rochen nach Kreide, der eine sprach schnell, der andere schrieb leise Sätze an den Rand seiner Hefte. Dann trennten | + | |
- | Der eine sprach über Heimat, der andere über Würde. | + | Laszlo führt |
- | Jetzt sind sie fast erwachsen, wohnen noch immer in derselben Stadt, | + | |
- | Heute denkt einer von ihnen: Vielleicht | + | Ihre Wege kreuzen |
- | Der andere denkt an ein Gewicht, | + | Doch tragen beide ein ähnliches Unbehagen in sich, für das sie kein Wort haben. |
- | Beide fühlen so. Aber keiner macht den ersten Schritt. | + | |
- | Und draußen, irgendwo zwischen den Häusern, löst sich für einen Moment etwas aus der Luft, das kein Urteil | + | Es ist nicht nur Politik. |
+ | Nicht nur die lauten Stimmen aus dem Radio. | ||
+ | Es ist das ständige Auf-der-Hut-Sein. | ||
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+ | Wie leicht trifft ein Satz heute einen falschen Ton. | ||
+ | Wie viel von dem, was man denkt, darf man sagen? | ||
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+ | An einem Samstagnachmittag treffen sie sich zufällig in einer Kunstausstellung. | ||
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+ | Auf einem Bildschirm läuft ein Wandelbild: | ||
+ | Ölfarben, die sich übereinander legen, fließende Übergänge, Farben, die hintereinander gleiten — ohne festen Anfang, ohne klares Ende. | ||
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+ | Sie stehen nebeneinander. Schweigend. | ||
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+ | Dann sagt Tamás, mehr in den Raum als zu Laszlo: | ||
+ | „Es weiß nicht, | ||
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+ | Laszlo nickt, nach kurzem Zögern: | ||
+ | „Vielleicht | ||
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+ | Sie sprechen weiter. | ||
+ | Über Farben, Linien, Übergänge. | ||
+ | Über das Stehenbleiben vor dem sich wandelnden Bild. | ||
+ | Nicht über Politik. Nicht über Herkunft. | ||
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+ | Und für einen Moment | ||
+ | Nicht Einigkeit. Nicht Übereinstimmung. | ||
+ | Nur das Gefühl, beieinander bleiben zu können — ohne Urteil. | ||
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+ | Als sie gehen, bleiben ihre Wege getrennt. | ||
+ | Doch sie tragen eine leise Freude mit sich: | ||
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+ | Man kann sich begegnen. Immer noch. | ||
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