Ich will glauben,
Im September 2012: „Wozu?“.
Was bleibt uns übrig, wir nehmen den im Grunde unsagbaren Erfolg des letzten Treffens als Muster und fragen: Was war da? Ein Entscheidendes war die Wendung von Dorles Wunsch, die Gemeinde glücklicher machen zu wollen auf die Frage hin, worin dieses Glück für sie selbst besteht.
„Warum will ich glauben?“ hat sich als Frage ergeben und ist eine gute Frage, weil sie uns zum Guten hin erschüttert hat. Und dabei wurde klar, dass die Sehnsucht nach der liebenden Hingabe an andere nicht in sich selbst das Ziel sein kann, so wie eine lange Kette von Wassereimer-Reichungen doch an einer Stelle aus dem Brunnen schöpfen muss. Wir haben das dann beschrieben. Persönlich. Wo wir aus dem Brunnen schöpfen. Das war schwierig und kostbar. Und überraschend. Ganz verschieden. Aber irgendwie das Selbe. Wir haben das erkannt, das Unsagbare. Es ist klar, dass es keine Rezepte dafür gibt. Es hat mit dem Schrecken zu tun, oder sagen wir: mit dem Erhabenen, denn es gibt ja auch den schönen Schrecken. Aber wir wollen keine inquisitorische Geisterbahn, der Schrecken liegt nicht in unserer Macht, wir wollen ihn aber bezeugen. (Ich nehme trotzdem lieber das Wort „Schrecken“, weil das „Erhabene“ oder das „Schöne“ so leicht ins Harmlose abbröckeln.) Wir wollen etwas weitergeben, das wir nicht in der Hand haben. Ein komisches Gefühl heutzutage, wo wir doch soooo viel können. Jetzt formieren wir uns um etwas, das wir nicht können. Wird man uns auslachen? Sollen wir lieber abhauen aus der Geschichte oder uns eine Form überlegen, die wenigstens so aussieht als wüssten wir Bescheid? Na ja...: Natürlich nicht! So lässt die leere Mitte sich nicht füllen und leider wissen wir das. Und darum geht es ja gerade. Wie zerbrechlich man sich fühlt, wenn man sich in die Mitte wendet. Wie man loslassen muss … um sich tragen lassen zu können. „Wie schaffe ich es zu glauben?“ war die Übergangsfrage für uns. Wir wissen es nicht, wir haben es nicht. Und haben es doch, manchmal, in einer unsagbaren Weise. Klar ist das paradox. Aber das ist ok. Nur: darüber kann man keine Reden schwingen. (Grins. Bei dem vielen was ich gerade schreibe. Finde ich selber ulkig). Man muss es zeigen, sich bekennen, mit „Statements“, die über die Betonmauer des Paradoxen hinüber reichen ins das Transzendente und von dort aus uns selber und die Anderen zum Sprung ermutigen und locken. Deswegen die Symbole.
Unsere Antworten zum Mal-Workshop im Oktober 2012
Warum will ich glauben?
Ich will glauben, weil ich Halt brauche!
Symbol: Anker
Ich will glauben, weil Jesus Christus mich errettet hat!
Symbol: Wegweiser
Ich will glauben, weil es mir die Kraft zum Leben gibt!
Symbol: Berg
Ich will glauben, weil mein Alltag ein reines Gegenüber braucht, um wahrhaftig zu sein!
Symbol: Spiegel (ohne Spiegelbild)
Ich will glauben, weil ich gewollt sein will!
Symbol: Knoten aus zwei gestrafften Bändern
Ich will glauben, weil ich mich eingeladen fühle!
Symbol: gedeckter Tisch
Ich will glauben, weil ich beeindruckt bin!
Symbol: Daumenabdruck
Ich will glauben, weil ich verstanden und geliebt werden will!
Symbol: ein Ohr am Herzen, das sozusagen das Herz abhört/ in das Herz übergeht/ damit verschmolzen ist
Es fehlt:
- Fotos und Namen der Beteiligten.
- vielleicht sollten die Sätze persönlich zugeordnet sein?
- vielleicht sollten Statements der Beteiligten verlinkt sein?
02.03.2013
Vorgestern trafen wir uns im kleinen Raum im Erdgeschoss des Gemeindezentrums, Moritz, Doro, Dorle, Anita, Thomas, Holger und ich. Die Projektgruppe der Lutherdekade bekommt die Ergebnisse des Symbol-Workshops präsentiert! Hurra!
Der Workshop ist in der Mehrheit. 4 zu 3. Trotzdem ist es für die Präsentation eine interessante Erfahrung, denn (wie ich finde) das interessanteste, immer wiederkehrende Moment ist eine Frage von „Würde“. Wie gibt man etwas weiter, das einem selbst viel bedeutet aber nur unscheinbar daherkommt?
Es fiel den Workshopern schwer, die Dinge einfach zu erzählen und zu benennen. Nicht weil das nicht möglich war – denn die Ergebnisse sind sehr einfach. Sondern weil etwas fehlte. Irgendwie musste klar gestellt werden, wie ernst und tief, schwer erkämpft und von Entschiedenheit durchdrungen diese einfachen Dinge sind.
Einfach soll es ja auch sein, leicht zugänglich – aber nicht einfach mal schnell und fürs Vorbeigehen. Es sind nicht die Bild-Symbole und Sätze selbst, oder nicht alleine, denn wichtiger noch ist ihre „Würde“. Ein Reif aus Eisen kann ausgedienter Schrott sein – oder die alt-ehrwürdige Krone eines Reiches. Wird sich das dem beiläufigen Blick erschließen? Die eigentliche Substanz, (an einer Stellen sagen wir „die Qualität“) liegt nicht im äußeren Schein. Ja, sie ereignet sich über diesen, ist aber selbst etwas anderes. Darüber reden wir, bevor die Stimmung den Workshop-Argonauten passend erscheint, um ihre einfachen kleinen Funde in eine geeignete Fassung legen zu wollen.
- Gibt es ein Foto von dem Treffen?
2016-02-12
„Warum will ich glauben?“ fragt nach den Gründen für eine eigene Entscheidung. Aber: kann man denn mit Gott zu tun haben WOLLEN? Ist das nicht Gottes Entscheidung – oder so etwas wie eine Selbstverständlichkeit, die vorhanden ist oder nicht? Im Glauben kann man sich in einer Gemeinde beheimatet fühlen, dazu gehören und mit allen gleich sein. Eine gemeinsame Basis zum Leben. Sich selbst (alleine und persönlich) die Frage zu erlauben, warum ICH überhaupt den Glauben an die Grundbedingung der Gemeinschaft will, ist ein Wagnis. Vielleicht eine Gefahr.
Wegen dieser Gefährlichkeit führt die Frage weiter. Sie hält nicht an bei einem Zustand des Wohlbefindens, weil man einig ist untereinander. Sondern sie stellt die Beziehung zu Gott in einen Eins-zu-Eins Zusammenhang außerhalb dessen, was man sich bei anderen abschauen kann. Gott – und ich?
Die Projektgruppe in der Kirchengemeinde hat den Auftrag gegeben zu einem künstlerischen Workshop von Gemeindemitgliedern unter meiner Leitung. Es sollten persönliche Antworten auf die Frage geben werden. „Warum will ich glauben?“ - Um zu sehen, was sich dabei findet. Ob vielleicht Symbole entstehen, die grundsätzliche Richtungen andeuten, aus denen heraus in der Gemeinde der Glaube gewollt wird. Das war die Idee.
Der Workshop fand statt über zwei Tage, es wurden dabei von den Teilnehmenden viele Bilder gemacht. Eine berührende, erschütternde Atmosphäre entstand und die Frage "WARUM?" wurde immer tiefer. Die Bilder wurden am Ende im Gemeindezentrum ausgestellt (gibt es davon Fotos?)
Einige Wochen später traf der Workshop sich noch einmal, bei mir im Atelier in Mainz diesmal. Jetzt ging es nicht mehr um Bilder, sondern um Symbole und Sätze. Um Extrakte – mit dem Wunsch, damit Gespräche und ein Nachdenken in der Gemeinde anzuregen.
Später fanden zu den gefundenen Sätzen und Symbolen Gottesdienste statt, ich habe Klebebandzeichnungen an den Glasfenstern des Gemeindezentrums und Zeichnungsserien dazu gemacht. Die Klebebandzeichnungen sind immer noch da an den Fenstern und sie werden es wohl bleiben, bis die Lutherdekade beendet ist.
Zu erzählen was war, ist mein Resümee für jetzt.
• 2012, Vorgeschichte des Symbol-Workshops
• 2012, Die Sätze und ihre Symbole
• 2013, Rückmeldung an das Team
• 2016, mein Resümee
• Ich will glauben, weil ....