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Stimme: Politiker & Einwohner

„Sie schaffen die Spaltung selbst, die Sie fürchten.“

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Estonischer Politiker (sacht langsam, mit Bedacht): „Wir müssen die Sicherheit Estlands schützen. Das bedeutet auch, klare Grenzen zu ziehen. Wer nicht bereit ist, sich zu integrieren, wer die estnische Sprache nicht lernt, wer unsere Werte nicht teilt – der kann nicht erwarten, dass wir ihm dieselben Rechte geben wie denen, die seit Generationen hier leben.“

Russischsprachiger Einwohner aus Narva (zögert, dann direkt): „Ich bin hier geboren. Meine Eltern auch. Meine Großeltern kamen in den 1950ern – aber ich bin kein ‚Sowjetmensch‘. Ich bin aus Narva. Ich zahle Steuern. Mein Sohn geht auf eine estnische Schule. Aber wenn ich auf der Straße Estnisch spreche, lachen die Leute über meinen Akzent. Wenn ich Russisch spreche, sagen sie, ich sei kein ‚echter Este‘. Wovon reden Sie also, wenn Sie von ‚Integration‘ sprechen?“

Estonischer Politiker: „Aber Sie haben einen russischen Pass. Sie wählen nicht bei unseren Wahlen. Sie –“

Russischsprachiger Einwohner (unterbricht): „Ich *könnte* einen estnischen Pass haben. Aber wissen Sie, wie viel das kostet? Wie viele Jahre ich warten muss? Wie viele Tests ich bestehen muss – während meine Nachbarn, die seit 1991 hier leben, einfach *Esten* sind, weil ihre Großeltern es waren? Sie reden von ‚Werten‘. Aber der erste Wert ist doch: *Gerechtigkeit*. Oder gilt die nur für die, die schon vor 1940 hier waren?“

Estonischer Politiker: „Ich verstehe Ihre Frustration. Aber Sie müssen verstehen: Russland bedroht uns. Jeden Tag. Mit Cyberangriffen, mit Propaganda, mit diesen Flugzeugen, die unseren Luftraum verletzen. Wie können wir da einfach so tun, als wäre alles normal?“

Russischsprachiger Einwohner: „Also bestrafen Sie *mich* für das, was *Putin* tut? Ich habe keine Waffe. Ich will keine. Ich will nur, dass meine Kinder hier eine Zukunft haben. Aber Sie nehmen uns das Wahlrecht weg – und dann wundern Sie sich, warum einige von uns denken: *‚Vielleicht ist Russland doch besser.‘* Sie schaffen die Spaltung selbst, die Sie fürchten.“

*(Stille. Der Politiker schaut aus dem Fenster, wo die Narva fließt – die Grenze zu Russland.)*

Estonischer Politiker (leiser): „Was schlagen Sie vor? Dass wir einfach so tun, als gäbe es keine Geschichte? Dass wir vergessen, was die Sowjetunion uns angetan hat?“

Russischsprachiger Einwohner (nachdenklich): „Ich schlage vor, dass Sie aufhören, uns zu fragen, *woher wir kommen* – und stattdessen fragen: *wo wir sein wollen*. Ich bin hier. Meine Familie ist hier. Wir *sind* Estland – auch wenn wir es auf Russisch sagen. Aber Sie zwingen uns, uns zu entscheiden: Entweder wir verleugnen unsere Sprache, unsere Geschichte – oder wir bleiben für immer Fremde.“

„Aber Sie haben einen russischen Pass. Sie wählen nicht bei unseren Wahlen.“

Künstlerischer Hinweis: Die Dialoge sind frei nach realen Konflikten gestaltet – inspiriert von Medienberichten und in Zusammenarbeit mit KI (Euras/LeChat, 2025) zu fiktiven Gesprächen verdichtet.